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Kann dein Körper dir eigentlich vertrauen?

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So überwindest du die “...aber ich habe doch gerade gegessen” Falle

Hunger und Sättigung. Mit Abstand das Thema, was beim intuitiven Essen am meisten missverstanden wird. Gleichzeitig ist es das Thema über das Interessierte am meisten wissen wollen. Das ist sehr verständlich. Schließlich ist Hunger und Sättigung einerseits das Gebiet auf dem Diätkultur den größten Schaden angerichtet hat und gleichzeitig der Schlüssel um davon endgültig los zu kommen.  Wie der Titel schon andeutet, geht es heute um ein Thema, was ich in meinen Beratungen mit Abstand am häufigsten höre. 

Stell dir folgendes vor: Du hast gerade etwas Leckeres gegessen und fühlst dich richtig gut danach. Du bist angenehm gesättigt. Nicht übersättigt aber auch nicht so als fehle dir noch was. Du bist genau da, wo du eigentlich bei Hunger und Sättigung hin willst und da wo du laut der Hunger- und Sättigungsskala (Blogbeitrag “Unbeliebte Meinung: Hunger und Sättigungs-Skala) aus  intuitive eating sein solltest. Du bist stolz auf dich und denkst “dieses intuitive Essen funktioniert ja wirklich! So schwer wie Alle sagen ist das ja gar nicht.” Und dann… machst du eine kurze Zeit lang (sagen wir mal ca 30 Minuten) irgendetwas Anderes und plötzlich hast du wieder Hunger oder zumindest Appetit. Du denkst: 

“Das kann doch nicht sein?!? Grade eben war ich noch perfekt gesättigt und jetzt hab ich schon wieder Hunger? Mein Körper will mich wohl verarschen.”

Falls du dich fragst ob es nur dir so geht, kann ich dich beruhigen: Es geht so unglaublich vielen Menschen auf ihrem Weg zum intuitiven Essen haargenau so wie dir! Ich weiß, das ist nur ein schwacher Trost, denn du fragst dich wie du da verdammt nochmal wieder raus kommst, oder?

Dein Körper ist der Boss! Er darf bestimmen

Lass mich dir mit einer Gegenfrage antworten: Wie ist das für dich beim Niesen? Beim Trinken? Oder beim Gang zur Toilette? “Hä??” Ja, du hast ganz richtig gelesen!

  • ​Wenn du gerade niesen musstest und es dich nach 30 Minuten wieder in der Nase juckt, fragst du dich dann auch warum du wieder niesen musst und denkst dein Körper spielt dir einen Streich? Hältst du dann den Nieser zurück oder niest du einfach? 
  • Oder beim Trinken: Du hast gerade ein großes Glas Wasser getrunken. 30 Minuten später hast du wieder Durst. Fragst du dich dann auch warum? Erlaubst du dir dann zu Trinken oder hältst du dich zurück bis wieder “Trinken-Zeit” ist? Ich glaube kaum, oder?
  • Spätestens wenn das Thema Toilettengang zur Sprache kommt und ich dieselbe Frage nochmal stelle, verstehst du worauf ich hinaus will: Wie ist das beim Toilettengang? Du warst grade vor einer halben Stunde auf Klo, jetzt musst du wieder. Fragst du dich warum und hältst zurück? Oder gehst du einfach auf Toilette?

Abgesehen davon ist es besonders bei fertiggerichten so, dass die Portionsgrößen so gering sind, dass sie bestenfalls ein Snack sind aber keine Hauptmahlzeit. Aber das ist ein anderes Thema für einen anderen Artikel 😉 Kommen wir nochmal zur Ausgangsfrage zurück: “Aber ich kann unmöglich hungrig sein. ich habe doch grade gegessen!” So unmöglich ist das gar nicht mehr. Es kann sehr wohl sein, dass dein Körper noch etwas zum Essen braucht. Die Frage beim intuitives Essen sollte sein: 

“Frage dich nicht ob du deinem Körper vertrauen kannst, frage dich lieber ob dein Körper dir vertrauen kann.”

Es spielt tatsächlich keine Rolle ob es grade Hunger oder Appetit,​ oder ob es eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen ist. Egal ob du Lust auf eine Kleinigkeit oder eine volle Mahlzeit hast. Dein Körper ist der Boss! Er darf bestimmen. Durch Diäten und Restriktion haben wir ihn jahrelang nicht ernst genommen. Wir haben ihm Regeln aufgezwungen, seine Signale ignoriert, sie hinterfragt, seine Beschwerden weggedrückt, uns abgelenkt und unsere Bedürfnisse nicht ernst genommen. Das darf sich jetzt endlich ändern. Wenn dein Körper dir die Signale schickt zu essen, dann frage dich lieber was du Lust hast zu essen anstatt stundenlang herum zu analysieren ob das jetzt grade gerechtfertigt ist oder nicht und am Ende super hungrig den Kühlschrank oder die Nasch-Schublade zu öffnen und das erste in Sicht zu essen.  ​

Die Antwort wird dir nicht gefallen: Totale Erlaubnis!

Also, was sollst du jetzt tun? Die Antwort wird dir sicherlich nicht gefallen: Totale Erlaubnis! das meine ich ernst. Wenn du nach einer kurzen zeit wieder Hunger hast, dann iss. Wenn du dir nicht sicher bist worauf du grade Lust hast, dann warte entweder noch ein bisschen oder mache folgende Übung: Schließe die Augen. Wenn du möchtest lege eine Hand auf den Bauch und eine auf dein Herz. Atme ganz ruhig und tief. Jetzt gehe im Kopf die verschiedenen Optionen für eine Mahlzeit durch. Möchte ich etwas Warmes oder etwas Kaltes essen? Möchte ich etwas Herzhaftes oder etwas Süßes? Etwas, was gekaut werden muss oder etwas, das leicht den Hals hinunter gleitet? Etwas Knackiges oder Cremiges? Roh, gekocht oder gebraten? Sauce oder keine Sauce? usw.

Du kannst richtig spüren wie dein ganzer Körper “mit-summt”

Anhand dieser entweder-oder Fragen kannst du dich entlang hangeln zu der Mahlzeit auf die du gerade wirklich Lust hast. In ihrem Buch “Essen als Ersatz”, was ich übrigens nicht empfehle, nennt Geneen Roth eine Mahlzeit, auf die du grade richtig Lust hast, ein Essen das “summt”. Ich finde diese Beschreibung sehr passend. Denn wenn du tatsächlich genau das richtige Essen zur richtigen Zeit in der richtigen Menge isst, fühlt sich das angenehmer an als einfach nur irgendetwas zu essen um nicht mehr hungrig zu sein. Du kannst richtig spüren wie dein ganzer Körper “mit-summt”. Ich für meinen Teil kann mich dann immer nicht zurück halten und tanze fast schon ein bisschen auf meinem Stuhl indem ich mit geschlossenen Augen von links nach rechts schwinge und ein genüssliches hmmm von mir gebe. Meine Freundin C. aus Göttingen nennt es treffend den “happy little food dance”. 

Die Frage ist eher bist du bereit den Bedürfnissen deines Körpers und deiner Psyche den Raum zu geben, den sie all die Jahre durch strenge Essenspläne und Regeln nicht bekommen haben? 

Natürlich wird nicht jede Mahlzeit summen. Manchmal bist du gestresst,  in Eile und isst mehr aus Selbstfürsorge als aus Hungergefühl. Doch Genau DIESES Summen-Gefühl gilt es durch intuitives Essen öfter zu fühlen. Und wenn du nach einer kurzen Zeit nochmal zurück in die Küche musst und Nachschlag oder etwas Anderes brauchst, dann ist das eben so. Manchmal wirst du auch dein Zuhause verlassen müssen, um ein ganz bestimmtes Lebensmittel zu kaufen oder weil du Lust auf ein ganz bestimmtes Gericht bei einem ganz bestimmten Restaurant/ Imbiss/ Bäcker hast. Ja, dann ist intuitives Essen zugegeben manchmal etwas nervig. Aber als Belohnung erlebst du dann das “Summen” und dein Körper und deine Psyche werden sich bei dir bedanken. Langfristig bedeutet das weniger Stress und mehr Lebenszufriedenheit. Diese großen Versprechen, die am Anfang der Reise zum intuitiven essen noch in unerreichbarer Ferne liegen. 

Die Frage ist also eher bist du bereit den Bedürfnissen deines Körpers und deiner Psyche den Raum zu geben, den sie all die Jahre durch strenge Essenspläne und Regeln nicht bekommen haben? Bist du auch bereit mal mehr Geld auszugeben als geplant um genau das Essen zu bekommen, worauf du gerade wirklich Lust hast? Bist du bereit die Bedürfnisse deines Körpers ernst zu nehmen und auch für sie einzustehen? Bist du bereit die Kontrolle abzugeben und das Ruder deinem Körper zu überlassen? Kann dein Körper DIR vertrauen? Ich hoffe doch sehr.

Es ist keine Schande sich Hilfe zu holen. Bis zum Mai 2022 habe ich noch mehr Beratungsplätze frei. Danach beginne ich meine Weiterbildung zur systemischen Beraterin und werde weniger Zeit für Klient_innen haben. HIER kannst du ein kostenloses Kennenlerngespräch mit mir buchen. 

Fette Grüße,

Deine Dot

PS: Wenn du das Thema Körpervertrauen genauso spannend wie ich finde, habe ich zwei tolle Podcast- Interviews für dich. Einmal Folge 1 und Folge 3 des Larger Living Podcasts (Link fühlt zu Spotify aber du findest den Podcast auch auf Deezer und iTunes)